Text von Bärbel Böhnke – Industriemuseum Elmshorn
1873 gründete Johann Knecht eine Gerberei auf Klostersande, bereits fünf Jahre später übernahm er die leistungsstarke Gerberei von Isaac Sussmann in der Neuen Straße.
1904 erwarb Johann Knecht die Lederfabrik von Ferdinand Wördemann auf Vormstegen 23. Diese ist zwischen 1870 und 1890 gegründet worden und von der weißen Villa des Fabrikgründers auf Vormstegen ging eine Brücke über den Fabrikhof direkt in die Produktionsräume.
Nach und nach erweiterte Knecht die Hallen zwischen Vormstegen, Schloßstraße und heutiger Berliner Straße. Die Lederfabrik war der größte Elmshorner Betrieb insgesamt mit bis zu 500 Arbeitnehmern.
Der Hauptsitz Vormstegen erzeugte selbst Strom mit einer Dampfmaschine. Für das Betreten des Maschinenraums standen Filzpuschen bereit, es herrschte eine penible Sauberkeit. Die Kohle kam per Bahn, die Fabrik verfügte über einen eigenen Bahnanschluss.
Die stark belasteten Abwässer flossen über ein Kanalsystem in die Krückau.
Im Erdgeschoß waren zahlreiche gemauerte Gerbkästen. Das Befüllen der Kästen erfolgte über ein modernes Transportsystem per Laufkatze. Das immer wieder auftretende Hochwasser gefährdete die Lederproduktion, wurden die Gerbgruben unter Wasser gesetzt war die gesamte Produktion gefährdet.
„Manchmal konnte man kaum Atmen“
Die Arbeitsbedingungen waren schwer, aber in der Lederbranche wurde relativ gut bezahlt. Trotz starker Geruchsbelästigung, gesundheitsgefährdenden Substanzen, keinerlei vom Werk gestellter Berufsbekleidung, Schichtarbeit und Akkordentlohnung arbeiteten die Menschen gerne bei Knecht.
1939 entstand ein verherrender Brand in der Spritzerei (im 1926 errichteten Gebäude an der Schloßstraße). Der Westgiebel durchschlug das Dach des Maschinenhauses. Ausgebrannt sind der 2.,3. und 4. Stock.
1953 erfolgte die Stilllegung der Lederfabrik Joh. Knecht & Söhne.